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Grüne Immobilienfinanzierung erobert den Markt

Ihre Popularität erklärt sich größtenteils aus der wachsenden Bedeutung der ESG-Kriterien, eine Abkürzung für “Environment Social Governance“, die ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte sowie die Art der Unternehmensführung in den Vordergrund stellen.

Mittlerweile gewinnt das Thema auch in den Medien an Relevanz: “Die Zukunft ist grün“, postuliert Platow, die Süddeutsche Zeitung berichtet von Investoren, die sich “auf grüne Darlehen stürzen“. Einige der Immobilienexperten, die für das BF Quartalsbarometer befragt werden, gehen gar davon aus, dass mittel- bis langfristig nur noch grüne Objekte finanziert werden können. Zudem stellen wir bei hypcloud fest, dass deutlich mehr grüne Immobilienfinanzierungen angefragt werden als noch vor einigen Jahren. 

Wie wird meine Immobilie grün?

Allgemein versteht man unter grüner Finanzierung die Bereitstellung von Mitteln für Vorhaben mit positivem ökologischem Nutzen. Die wichtigste Voraussetzung für grüne Immobilienfinanzierungen ist die Beurteilung und Klassifizierung von Gebäuden bezüglich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit. 

Neben Neubauten, die als besonders umweltfreundlich zertifiziert werden, fallen auch energetische Sanierungen von Bestandsimmobilien darunter, die zu einem deutlich geringeren Energieverbrauch führen. 

Eine einheitliche Definition gibt es jedoch noch nicht, außerdem sind verschiedene Zertifizierungssysteme im Umlauf. Weit verbreitet hierzulande sind die Systeme der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und das US-amerikanische Leadership in Energy and Environmental Design (LEED).

Ursachen für den Boom

Zwar können Kreditnehmer bislang kaum bessere Zinskonditionen erwarten als bei einer “normalen“ oder “braunen“ Finanzierung, dennoch gibt es für den Boom mehrere Ursachen. 

So herrscht heute auf Käuferseite ein viel stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsaspekte. Mittlerweile berücksichtigt so gut wie jeder potentielle Käufer einer Immobilie, gleich ob privat oder gewerblich, den Energiestandard einer Immobilie bei seiner Kaufentscheidung, nicht zuletzt auch deshalb, weil ein hoher Standard langfristige Kostenersparnisse mit sich bringt.

Zudem gibt es für grüne Immobilienkredite diverse Zuschüsse, etwa durch die “Bundesförderung für effiziente Gebäude“ der KfW. Diese Zuschüsse reduzieren den Fremdkapitalaufwand für Erwerber wie für Bauträger und steigern somit die Attraktivität grüner Investitionen, auch weil sie im Rahmen der Finanzierung als Instrument zur Risikominimierung dienen.

Nicht zuletzt erhoffen sich Unternehmen eine Steigerung ihrer Reputation durch ökologisch vorteilhafte Finanzierungsmodelle. Alle Seiten profitieren letztendlich vom Aufbruch ins Grüne: Bauträger können die Umweltfreundlichkeit ihrer Immobilien ebenso als Marketinginstrument nutzen wie die Finanzierer, die die ökologische Transformation somit aktiv mitgestalten können.

Ein weiterer Aspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden: es ist nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft strengere regulatorische Anforderungen kommen werden. Die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien verringert somit das regulatorische Risiko, dass eine finanzierte Immobilie durch schärfere Umweltauflagen teuer nachgerüstet werden muss oder im schlimmsten Fall sogar verwertungseingeschränkt wird.

“Es geht nicht mehr ohne grüne Immobilienfinanzierung.“

Ulrich Coring, Director Real Estate Finance

Trend oder Paradigmenwechsel?

Der Boom grüner Immobilienfinanzierungen ist auch bei hypcloud deutlich zu spüren. Die Erfahrung zeigt zunehmend: grüne Projekte sind deutlich einfacher bei Banken zu platzieren. Gleichzeitig sehen wir auch eine viel größere Zahl an Projektentwicklern, die in Holzbauweise arbeiten oder die sich sehr bewusst bereits in Richtung Nachhaltigkeit positionieren und das in ihren Unternehmen und Projekten auch verankert haben. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei nicht nur um einen vorübergehenden Trend handelt, sondern dass sich gerade ein langfristiger Paradigmenwechsel vollzieht – und zwar aus zwei guten Gründen.

Erstens – weil es sich langfristig lohnt. Zwar sind die Herstellungskosten für nachhaltig zertifizierte Gebäude – bei fallender Tendenz – noch immer etwas höher, hinzu kommen die Zertifizierungskosten. Dies wird jedoch einerseits durch geringere Lebenszykluskosten wieder nivelliert, zudem wirken sich, wie eine aktuelle Studie von JLL belegt, entsprechende Nachhaltigkeitszertifikate erheblich auf erzielbare Mieten, Kaufpreise und den Wert des Gebäudes aus. 

Zweitens – Klimaschutz ist eine dringende, gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und der Hebel, der bei Immobilien angesetzt werden kann, ist groß. In Deutschland ist der Gebäudesektor für etwa ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Die gegenwärtige Entwicklung hin zur grünen Finanzierung zeigt, dass auch die Immobilienbranche bereit ist, ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.